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Meine persönliche Geschichte in 7 Fragen – ein Interviewauszug

1. Was sind die prägnantesten „Hard-Facts“, die dich zur Therapeutin haben werden lassen?

me: Mmh… Hard-facts… auf jeden Fall die Tochter eines Kinder- und Jugendheimleiters und einer Erzieherin zu sein (lacht). Vielleicht auch Scheidungskind und Schwester einer psychisch erkrankten Schwester. Viel später erst erfuhr ich von Zusammenhängen, die auch meiner Geburt bzw. ein Frühchen zu sein und das fünfte Kind von Vieren, Schwester eines Sternenkindes, Relevanz zuschrieben.

2. Wusstest du immer schon, was du werden wolltest?

me: Ja, Backgroundtänzerin (lachend) oder Schauspielerin. Später wollte ich gerne Medizin studieren oder Jura oder auch Psychologie, aber so richtig entscheiden konnte ich mich nicht. Meine Idee war, dass das finanziell nicht zu realisieren ist. Letztlich waren es nun auch 10 Jahre Kosten für Aus- und Weiterbildung (lacht) und die Promotion steht noch aus.

3. In deiner Erstausbildung bist du Logopädin, wie kam es dazu?

me: Ehrlich gesagt hatte ich selbst erst wenige Monate vor Beginn der Ausbildung einen theoretischen Eindruck von diesem Beruf bekommen. In der Beschreibung stand „Kommunikation“, „Recht und Staatsbürgerkunde“, „Medizin“ und „Psychologie“. Das war für mich die Entscheidung, um mich nicht entscheiden zu müssen. Dass das der Beginn meiner Reise zu mir selbst war, konnte ich damals nicht ahnen.

4. Ich weiß von dir, dass du einen Sohn hast. Beeinflusst dein Muttersein deine Arbeit?

me: In den ersten Berufsjahren war häufig die Frage, ob ich auch Mutter sei. Ein bisschen störte es mich, weil ich die Idee verfolgte, dass meine Fachlichkeit unabhängig sei von einer Mutterschaft. Tatsächlich erwischte ich mich im ersten Lebensjahr meines Sohnes dabei, dass ich es plötzlich verstand. Und tatsächlich muss ich auch gestehen, dass ich seither doch noch mehr Ideen davon habe, von wie vielen Themen Eltern tatsächlich umgeben sind. Ich kann Eltern seither noch etwas friedvoller begegnen als zuvor und mein Angebot noch individueller gestalten. Letztlich beeinflusst meine Arbeit viel mehr die Tochter meiner Eltern zu sein.

5. Und hilft dir deine Arbeit in der Beziehung, der Förderung und Erziehung deines Sohnes?

me: Natürlich nicht (lacht). Im ersten Lebensjahr hatte ich vielleicht ein bisschen den Vorteil nicht jede gute Marketingidee zu kaufen (lacht) und hinsichtlich der Themen Füttern/Essen/Kommunikation/Spielen und Bindungs- und Beziehungsausbau ein paar Ideen zu haben. Aber wie du weißt, kam es bei der Geburt unseres Sohnes zu Geburtskomplikationen, sodass er ins künstliche Koma gelegt werden musste. Ich hatte die Idee, dass meine Erfahrung auf der Kinderintensivstation mir helfen würde und meine Fachlichkeit bei den Themen Stillen und Sondenentwöhnung. Tatsächlich stand ich am Bett unseres Sohnes und alle Fachlichkeit war wie verflogen – ich war einfach nur Mama. Ich war dankbar über das erfahrene Pflegepersonal und meinen Partner. Und es brauchte seine Zeit, um mir zugestehen zu können selbst ein Geburtstrauma erlebt zu haben. Im Umgang mit meiner Fehlgeburt hat es mir dementgegen sehr geholfen. Trotzdem habe ich mich in beiden Situationen auch an Kolleginnen gewandt und meinen Verarbeitungsprozess begleiten lassen. Für mich, aber auch für meinen Sohn. Denn natürlich darf auch ich weiterhin jeden Tag in meinen Beziehungen lernen. Auch in meiner Beziehung zu mir.

6. Gibt es eine Geschichte, die die du uns erzählen kannst, die mit deinem heutigen Erfolg zusammenhängt?

me: Erfolg (lacht). Es gibt nicht die eine Geschichte, aber ich durfte erfahren, dass Zusammenhänge viel tiefer gehen können als ich mir je hätte vorstellen können am Anfang meiner Berufstätigkeit und ich glaube fest daran, dass alles was wir brauchen, um unsere Probleme zu lösen, in uns steckt. Nur manchmal steht uns das, was wir gerade bräuchten, um das Problem zu lösen nicht zur Verfügung und wir müssen uns Out of the box begegnen.
Mein Vater fragte mich eines Tages, ob ich denke, dass es eine Verbindung gibt zwischen meiner Geburtsgeschichte und meinem Werdegang. Damals konnte ich diese Frage nicht beantworten. Aber heute würde ich seiner Idee zustimmen und ihm mit „JA“ antworten wollen:
Ja dazu, dass ich erlebt habe wie wichtig mental gesunde Eltern und eine „gesunde“ Kommunikation für ein gesundes Beziehungserleben zu uns selbst und auch zu anderen ist.
Ja dazu, dass ich meine Sensitivität und Beobachtungsgabe meiner Geschichte verdanke.
Ja dazu, dass meine Berufswahl und mein Werdegang mich zurück geführt haben an meinen Anfang.
Ja dazu, dass ich daher laut sein möchte für alle Personen, Eltern und Kinder, die sich in ihrer Geschichte begegnen wollen, denn
Ja! Wir alle sind Teil einer Geschichte, die wir nicht unbedingt immer selbst geschrieben haben
Aber: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“ und das gilt für uns alle!

7. Das macht Hoffnung. Vielen Dank dafür! Jetzt hast du schon so viel verschiedene Dinge gelernt aus verschiedenen Fachdisziplinen. Gibt es beruflich noch etwas was du erreichen möchtest?

me: Da sind noch einige berufliche Interessen! Natürlich will ich nie aufhören zu Lernen und vielleicht irgendwann doch noch ein Familienzentrum gründen. Ein großer Wunsch ist auch die Promotion und ein Kinderbuch zu schreiben. Mal sehen was alles noch so passiert. Alles zu seiner Zeit. Jetzt ist erstmal Zeit Out of the box zu leben und UMZUDENKEN.


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